Montag, 27. April 2015

Interview mit Georg Neuhauser & Fabio D'Amore 

Teil 1 (Deutsche Version)

Find the English version here: English version

Teil 2 findet ihr hier: Interview Teil 2

Tefls, 21. März 2015

 
Foto: SEANINEL (Brno, 14. Februar 2015)

Serenity Germany Official hatte auf der letzten Tour die Gelegenheit mit Georg Neuhauser und Fabio D'Amore in Telfs ein Interview zu führen. Da dieses jedoch etwas umfangreicher ausfiel als geplant (Dank der Ausdauer und Geduld von Georg & Fabio), haben wir uns entschlossen, euch dieses Interview in zwei Teilen zu präsentieren. Ihr könnt euch also schon auf eine Fortsetzung in einigen Wochen freuen. 
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei allen Beteiligten, insbesondere bei Georg und Fabio für dieses ausführliche Interview bedanken. 

Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim lesen!




Hallo Georg, hallo Fabio,

zuerst einmal Dankeschön, dass ihr euch die Zeit nehmt, dieses Interview mit mir zu führen.

Georg: Gerne! :)

Serenity Germany Official:  Nach den doch recht gravierenden Veränderungen innerhalb eurer Band in der letzten Zeit sind eure Fans sicher sehr erleichtert, euch jetzt gleich wieder auf Tour erleben zu dürfen…

Georg: Das hoffen wir doch… (lacht)

SGO: Ich bin mir sicher. Dein inhaltsschwerer Beitrag “TIMES OF CHANGES – back to the roots” – so hattest du ihn genannt, Georg, ich glaube der schlug ein wie ein kleine Bombe, oder?

Georg: Jupp…, ja, wie eine Bombe, also ganz so groß sind die Wellen natürlich auch nicht geschlagen. Zum einen, weil die Veränderungen ja im Endeffekt nicht so groß sind, wie jetzt manche glauben. 

Serenity ist als Male Fronted Band gegründet worden, wir haben unsere ersten 3 CDs komplett als Male Fronted Band geschrieben/promotet – natürlich, wir hatten dann zur zweiten CD auch mal Duette mit Frauen dabei, aber trotzdem… ich meine, sieh dir andere Bands an, die machen das schon seit Jahren so, auch dort gibt es immer wieder mal Gastsängerinnen/Gastsänger, aber deshalb ändert sich nicht gleich die große Ausrichtung. 
Mit Clemi hat sich das dann einfach so ergeben, dass wir gesagt haben, okay, wir brauchen sowieso immer eine weibliche Begleitung auf Tour für die Duette, dann nehmen wir sie jetzt einfach fix mit hinein, aber das hat dann eben im Endeffekt nicht so funktioniert, wie wir uns das erhofft hatten. Nicht auf der persönlichen Ebene, sondern sie hätte sich einfach einen größeren Einfluss gewünscht und für uns war das aber schwierig, weil wir die Sachen geschrieben haben. Und wenn du das mal so drinnen hast, wenn ich z.B. Gesangslinien schreibe, dann überlege ich mir nicht, ist das für eine Frau singbar oder nicht, sondern da überlege ich mir nur, ist die Gesangslinie gut oder ist sie nicht gut. 
Und dann war es halt schwierig, das umzubauen, und sie selber hatte da relativ wenig Input gebracht. Es war auch einfach zu wenig Zeit für sie, sich da in die Sachen hineinzuarbeiten, und da haben wir einfach gesagt – “Na, das passt net, besser so!“…  
Von dem her glaube ich, es ist jetzt kein so riesiger Schritt. Da ist es sicher ein größerer Schritt, dass Tom, unser Gitarrist, nicht mehr dabei ist, weil er doch der Haupt-Songwriter zusammen mit mir war und am Anfang auch noch mit Mario. Daher war das mit Sicherheit ein schwererer Eingriff als das jetzt, dass beispielsweise Clemi nicht mehr als fixes Bandmitglied dabei ist. 
Wir werden weiterhin live immer Frauen mit dabei haben, ganz klar, denn sonst könnten wir diese Songs auch nicht spielen, aber ich glaube, es ist auch was Schönes, wenn man immer mal verschiedene Frauen auf der Bühne sieht und nicht immer nur dieselbe.

SGO: Die Meinungen über Clémentines Weggang waren geteilt, aber ich denke, die Mehrheit der Fans haben eure Entscheidung sehr begrüßt, denn gerade eure langjährigeren Fans sehen in euch in erster Linie eine Männerband. Das ist übrigens auch meine Meinung. Ich finde es gut, wenn ihr eine Frau dabei habt, und Clémentine ist mit Sicherheit eine großartige Sängerin, aber der Schwerpunkt sollte auch weiterhin auf dir liegen.


Fabio: Wir versuchten mit “War Of Ages“ diese Kombination zwischen einer typischen Male
Fronted Band und einem weiblichen festen Bandmitglied, und es funktionierte recht gut auf den zwei Europa-Touren, aber wie Georg schon sagte, wir sehen die Band als Male Fronted Band und wir wollen daher zukünftig nur noch Gäste dabei haben, eben für die alten Songs und vielleicht auch für neue Songs – aber hauptsächlich wurde diese Band als Male Fronted Band gegründet und sie soll eine Male Fronted Band bleiben. Ich weiß nicht, wie die Fans in der Zukunft darüber denken werden, aber ich denke, dass dies die richtige Lösung für alle ist.

SGO: Clémentines Rolle bei euch war ja auch nie wirklich sehr groß. Sie sang entweder im Duett mit dir oder gar nicht. Eigene Songs hatte sie nie. Ihre Aufgaben waren eigentlich nicht viel größer als die einer Gastsängerin. Völlig verständlich, dass sie damit nicht genug gefordert war und ihr das nicht reichte.  

Georg: Ja, das war komplett verständlich – kein Thema.

SGO: Tasha war ja nun schon einige Male als Gastsängerin mit euch auf Tour und sie ist auch jetzt wieder mit dabei. Wird sie euch jetzt öfters auf Konzerten begleiten, oder zieht ihr es vor, immer mal verschiedene Gastsängerinnen dabei zu haben?

Tasha
Foto: ON STAGE PHOTOGRAPHY (Pratteln, 22. März 2015)

Georg: Also, es werden sicher verschiedene Frauen sein, die uns zukünftig auf den Touren begleiten werden. Schon allein aufgrund der zeitlichen Verfügbarkeit der jeweiligen Personen. Wenn man sich jetzt überlegt, beispielsweise Tasha hat alleine in diesem Jahr - und das ist ja noch nicht so alt - sie hat allein schon über 80 Gigs gespielt, weil sie ja wirklich hauptberuflich von der Musik lebt. Sie ist die Einzige von uns, die wirklich nichts anderes macht als nur singen. D.h., sie hat kein Studio oder so etwas in der Art. Fabio z.B.  lebt von seinem Studio und den Live-Auftritten, aber die Haupteinnahmequelle für ihn ist wohl momentan noch das Studio. Und Natascha hat in dieser Richtung gar nichts, sondern ist wirklich eine reine Sängerin. Und so wie ich jeden Tag an der Universität lehre, oder am Gymnasium als Lehrer tätig bin, hat sie einfach das Singen als Job und deshalb wird es sicher schwer sein, sie immer mitzunehmen, vor allem wenn zum Beispiel diese Tour 3 Wochen dauert, wir supporten und wir keine Gage auszahlen können. Ich kann dann sagen, okay, mein Verdienst läuft ja quasi weiter, wenn jetzt Ferienzeit ist beispielsweise, aber bei ihr ist das halt nicht der Fall.

SGO: Schwieriges Thema, richtig?

Georg: Ja – deshalb, es werden immer verschiedene Leute dabei sein. So oft es geht natürlich Tasha, weil es einfach naheliegend ist. Erstens sie kommt aus der Gegend…

SGO: Und die Fans mögen sie bereits sehr. 

 
Georg: Ja und sie passt auch persönlich einfach unglaublich gut zu uns.

SGO: Stimmt. Ich hatte ja jetzt die Gelegenheit, sie persönlich kennenzulernen, und finde sie passt sowohl menschlich als auch auf der Bühne sehr gut zu euch. Das ist sehr wichtig, denn man spürt so etwas auch als Fan. Ihr seid ein tolles Team da oben.

Georg: Danke!

SGO: Was eure Fans sicher außerdem noch brennend interessiert, ist das Thema Tour! Ihr schreibt gerade an eurem neuen Album, d.h., euch bleibt nicht sehr viel Zeit, um auf Tour zu gehen. Dennoch, einige Konzerte gibt es dieses Jahr – ihr wart in Brno, jetzt steht eure kleine Tour mit Delain auf eurem Tourplan, im Mai das Konzert in Berlin mit Blind Guardian und dann im Dezember euer Auftritt beim Christmas Bash in Geiselwind – sind noch Weitere in Aussicht, oder seid ihr damit völlig ausgelastet?


Fabio: Ja, es gibt noch andere Tour-Pläne – Einzelshows im Sommer, und es könnte sein, dass wir uns vor der Veröffentlichung unserer nächsten CD noch an einer anderen Tour beteiligen können, aber das ist noch nicht sicher, wir arbeiten daran.

Georg: Wir verhandeln gerade noch mit einer größeren Band  bezüglich eines Tour-Supports, aber da können wir einfach noch nichts sagen, weil wir noch keine fixen Bestätigungen oder noch keine genauen Informationen dazu haben, wir wissen nur, dass uns diese Band gern würde haben wollen, aber das ist natürlich auch ein finanzieller Aspekt, der da mitspielt, denn eine 4-Wochen Tour kostet einfach unglaublich viel Geld. Allein dieser Nightliner, in dem wir da grad sitzen, der kostet einfach mal pro Tag 1.000,- Euro – ob er nun fährt oder steht, macht keinen großen Unterschied, du kannst rechnen 1.000,- Euro an einem Tag. Und das muss irgendjemand zahlen und genau das ist das Problem. Was wir jetzt in der Zwischenzeit schon sagen können, denn es wird ja doch eine Weile dauern, bis dieses Interview dann wirklich online geht – wir werden innerhalb der nächsten Woche offiziell bekannt geben, dass wir in der Schweiz am 24. Juli als Direkt-Support von Sabaton das Sabaton Open Air spielen werden. Das ist schon mal eine große Geschichte, denn dort sind dann mehrere Tausend Menschen vor der Bühne - und was vor allem toll war, dass wirklich das Management von Sabaton uns direkt angefragt hat und uns direkt wollte für diesen Slot. Das ist natürlich schon eine Ehre für uns. Und wir haben auch noch einen weiteren Termin, wir werden bei einer Show in Salzburg/Österreich Powerwolf supporten, die in der Zwischenzeit ja auch sehr groß geworden sind, wo einfach dementsprechender Zuspruch auch gegeben ist. Und generell planen wir dann natürlich für 2016 schon sehr, sehr viel – also da sind wir wirklich schon konkret in Kontakt mit vielen Promotern im Ausland und auch wirklich weit, weit weg, sprich Asien und Amerika.



Design: Syleen Design/Serenity Germany Official
Foto: Serenity

SGO: Klingt super. Eure Fans können sich also auch dieses Jahr noch auf ein paar Konzerte mit euch freuen - vor allem auch die Schweiz und Österreich, die ja jetzt ziemlich kurz weggekommen sind…

Georg: Ja, das können sie.

SGO: Was mich persönlich dazu noch interessiert, betrifft eurer Konzert mit Blind Guardian in Berlin – wie kamt ihr dazu? Es handelt sich dabei ja auch um ein Einzelkonzert und der Aufwand dafür ist dementsprechend groß. Ihr kommt jetzt alle wegen einem einzigen Konzert nach Berlin? Ich meine, ich finde es toll, klar – aber rentiert sich so etwas überhaupt, macht das dann überhaupt Sinn? 

 
Fabio: Ja, ich denke schon. Ich denke das, weil Blind Guardian ein neues Album veröffentlicht hat und wir schon seit Jahren einen Support mit ihnen planen. Wir hatten versucht, sie bei einigen anderen Shows zu begleiten, z.B. in Österreich oder Schweden und möglicherweise Slowenien, aber es war nicht möglich… man bot uns dieses an und wir nahmen das Eine in Berlin, denn wir haben eine große Fangemeinde in Deutschland. Warum sollten wir also nicht als Direkt-Support spielen und dadurch vielleicht die Chance erhalten, den Part des Opener möglicherweise auch in der Zukunft mal zu bekommen. Die Halle ist nicht so groß wie die, wo sie normalerweise spielen, also denke ich, dass es nahezu ausverkauft sein wird. Von daher denke ich schon, es macht Sinn, mit Blind Guardian als Hauptband zu spielen.

Georg: Ich teile da Fabios Meinung zu 100%, denn auch wenn es sich jetzt finanziell sicher für uns nicht auszahlt, weil natürlich auch da keine riesige Gage usw. für uns drin ist und wir uns wirklich den Weg von Österreich - oder in Fabios Fall auch von Italien - da bis nach Berlin machen, dass sich das dann auf alle Fälle auszahlt. Einfach weil Blind Guardian wirklich eine Größe in der Szene sind… wir sind mit dem Sound von diesen Typen quasi aufgewachsen und der hat uns sicher auch zu einem gewissen Grad mit beeinflusst. Warum wir nicht mehr spielen auf dieser Tour, hat einfach den Grund, wir sind relativ kurzfristig auf dieses Date noch mit rauf gerutscht und die restlichen Termine waren einfach schon mit anderen Supportbands vergeben. Doch wenn dann die Hauptband merkt, okay, mit der Band hat es wirklich Sinn zusammenzuarbeiten, dann tut sich vielleicht auch die eine oder andere Tür oder Tore für die Zukunft auf, und das wollen wir natürlich nutzen.

SGO: Okay - so gesehen profitiert ihr auf jeden Fall davon. Ihr habt es schon kurz angesprochen – nächstes Jahr eine große Headliner-Tour. Ihr bekommt immer wieder Fragen von amerikanischen Fans, wann ihr das nächste Mal nach Amerika kommt. Du erwähntest es vorhin kurz. Heißt das, es wird für euch nächstes Jahr definitiv eine Amerika-Tour geben?

Georg: Ja, für 2016 planen wir definitiv einen Sprung nach Nord-Amerika. Wir werden sicher keine 7- oder 8-Wochen-Tour dort drüben machen, so wie es andere Bands teilweise tun, sondern es wird eine 2-, 3-Wochen-Geschichte werden – aber wir werden definitiv in Amerika nächstes Jahr mit dem neuen Album aufschlagen.

SGO: Und in Europa, was für Länder stehen da auf eurem Tourplan?

Georg: Da wird es sicherlich die größte Headliner-Tour, die wir bisher gefahren sind. 2 x 2 Wochen sind geplant, das heißt, wir werden in ganz West-Europa unterwegs sein, natürlich mit England, Schottland, Frankreich, Benelux, auch Spanien ist bereits bestätigt und wir werden auch versuchen, einen Sprung nach Portugal rüber zu hüpfen – was auch unser erstes Mal wäre. In der zweiten Tour werden wir dann auch Ost-Europa dementsprechend mit hinein bauen, also Tschechien, Slowakei, Polen, Rumänien…  In diese Richtung wird es ablaufen – und Skandinavien, ganz, ganz wichtig, denn da waren wir ja bisher auch nur sehr, sehr spärlich bis gar nicht.

SGO: Ich vermisse Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ich hoffe, ihr spielt auch dort. Die hast du jetzt völlig vergessen bei deiner Aufzählung. ;)

Georg: Ja klar, die sind bei beiden immer mit inklusive, also das heißt, bei der ersten Rutsche werden wir 3x in Deutschland und 2x in Österreich spielen und bei der zweiten Rutsche werden dann wieder 3 Konzerte in Deutschland sein, immer was halt grad auf dem Weg liegt. Aber die Schwerpunkte liegen beim ersten Part auf Westeuropa und beim zweiten Part auf Ost-Europa.

Foto: ANDRE TE IMAGES (Köln, 19. März 2015)

SGO: Sehr schön, dann können wir uns also schon darauf freuen.

Georg: Ja… ich hoffe!

SGO: Im nächsten Frühjahr wird euer neues Album erscheinen – verratet ihr uns schon ein wenig davon, oder ist alles noch ganz geheim?

Georg: Also wir arbeiten natürlich dran. Fakt ist, dass sich‘s vom Sound her nicht grundlegend verändern wird, denn auch wenn jetzt Tom der Band nicht mehr so zur Verfügung steht, dass er mit uns wirklich komplett 100% daran arbeitet, so wird er nach wie vor einen kleinen Einfluss haben. Das hat er uns ja auch zugesagt und wenn man jetzt die letzen Alben hernimmt, es war immer ein Konglomerat, d.h., es hat jeder seinen Input geliefert. Bei “War Of Ages“ waren so um die 50% von den Grundideen beispielsweise von mir und in diese Richtung wird’s auch sicher weitergehen. 

SGO: Und das Thema? Wird es wieder ein geschichtliches werden?

Georg: Es wird wieder ein geschichtliches Thema werden und es wird ein Konzeptalbum. Wir haben uns diesmal entschieden, wirklich eine durchgehende Story zu nehmen, da wir das jetzt aber noch nicht zu 1.000% alles genau ausgetüftelt haben, können wir da jetzt auch noch nix Genaues dazu sagen. Aber es wird auf alle Fälle wieder ein historisches Thema werden.

SGO: Freut mich zu hören!

Georg: Wir bleiben auch dabei, weil – ich glaube, es gibt eine Menge Leute, die generell vielleicht gar nicht so viel auf Text und Inhalt geben, sondern für die dann einfach nur die Musik selbst ohne den Inhalt der Texte wichtig ist, aber ich glaube, es gibt auch sehr viele Leute, vor allem in der Metal-Szene, die sich gerade mit Geschichte sehr auseinander setzen, und da passt das dann ja auch sehr gut. Und es ist eben auch wichtig, ein Gesamtpacket zu liefern. D.h., das Artwork soll dazu passen, die Texte sollen stimmig sein. So in der Art wird es auf alle Fälle kommen.

SGO: Klingt gut, denn ich muss gestehen, “War Of Ages“ ist mein Lieblingsalbum von euch. :)

Georg: Ja super! :)

SGO: Gibt es evtl. schon konkrete Vorstellungen und Wünsche, wen ihr gern als Gastmusiker/Gastsänger dabei hättet? Ich meine, manchmal schreibt man dann ja Songs oder Gesangslinien direkt für die betreffende Person, wenn man weiß, man möchte diese gern dabei haben?

Fabio: Noch keine festen bisher, wir haben aber einige Ideen. Da wir an einem Konzeptalbum arbeiten, würde ich mir dafür einen Erzähler, mit einer sehr einprägsamen Stimme wünschen – einen Sprecher, der so ein bisschen durch die Geschichte führt. Aktuell habe ich noch keinen direkten Namen im Kopf, so weit sind wir noch nicht, aber das wäre mir sehr wichtig.

Georg: Wo wir wieder beim Thema Blind Guardian wären, die haben das damals ja bei der “Nightfall in Middle-Earth“ auch super gemacht.

Fabio: Ja… ich hatte die gleiche Idee.

SGO: Du hattest es vorhin schon kurz angesprochen, Georg, dass sich das Songwriting aufgrund des Wegfalls von Thomas etwas schwieriger gestalten könnte. Wird sich das irgendwie nachteilig auf euer neues Album auswirken und was wird sich jetzt ändern?

Georg: Also es wird sich sicher ein bisschen was im Sound ändern, weil Tom jetzt weg ist, kein Thema, aber das muss ja deshalb kein Nachteil sein. Viele Wechsel, wenn man sich das bei anderen Bands anschaut… Wenn wir in diesem Metier bleiben, beispielsweise der Wechsel vom ersten Kamelot Sänger zu Roy Khan war mit Sicherheit kein großer Verlust (lacht) in meinen Augen – und auch jetzt wieder, auch wenn Roy wirklich ein ganz spezieller Charakter war, kein Thema, Tommy ist ein super Sänger und wenn jetzt wirklich jemand sagt, okay er kauft die CDs nicht mehr oder hört Kamelot überhaupt nicht mehr, nur weil er exakt diese Stimme nicht mehr hört, ja dann… soll er’s so machen, dann ist das halt einfach so, aber solange Qualität passt, ist, glaube ich, zu einem gewissen Grad jeder ersetzbar. Und wenn ich mir jetzt beispielsweise überlege , ich war gerade vor kurzem zu einem Queen-Konzert in Wien - natürlich war kein Freddie dabei, klarer Fall, aber nichtsdestotrotz war es ein geniales Konzert – einfach die Songs zu hören, es live zu sehen, die Bühnenshow und ein Adam Lambert hat das super gemeistert. Und auch vor allem, dass die Originalen wie Brian May und Roger Taylor noch dabei waren, ja, von dem her muss es nicht immer gleich der große Weltzusammenbruch sein, wenn jetzt jemand geht.

SGO: Ich sehe das genauso. Eine Band ist nun mal eine Band…

Georg: Eben!

SGO: Und wenn dann jemand sagt, Roy ist weg und damit ist Kamelot für mich gestorben, dann heißt das ja eigentlich, er mag nicht die Band, sondern für ihn zählt nur der Sänger. Ich finde, die Band muss insgesamt einfach passen und dazu gehören nun mal alle Bandmitglieder.

Georg: Genau! Sonst dürfte es schon längst keine Nightwish-Fans mehr geben. Und natürlich, das klingt zwar jetzt sehr Ego-mäßig, aber es ist wohl, glaub ich, noch ein größerer Einschnitt, wenn jetzt wirklich die Stimme wechselt, als ein Instrumentalist. Nicht um jetzt die Leistung des Gitarristen, Bassisten oder Schlagzeugers zu mindern, aber ich glaube, mehr Identität liegt natürlich schon in einer menschlichen Stimme als in einem Instrument.

SGO: Auf alle Fälle. Die Stimme des Sängers nimmt man viel mehr wahr. Eine Gitarre – ich muss gestehen, ich z.B. höre da keinen Unterschied, ob jetzt Christian spielt oder Thomas – aber ich würde sofort den Unterschied hören, wenn du jetzt nicht mehr eure Songs singen würdest, sondern vielleicht Tommy.

Georg: Ja, klar. Ja - das ist mehr Identität.

Foto: Bernhard Schösser - freizeit-tirol.at (Telfs, 21. März 2015)

SGO: Um auf die eigentliche Frage zurückzukommen, ihr seht in den Veränderungen also keinen Nachteil, sondern ihr werdet so weitermachen wie bisher.

Georg: Es wird auf alle Fälle so weitergehen. Wir bleiben auf dem Weg… und der Einfluss der restlichen Bandmitglieder wird mit Sicherheit größer werden. Wir werden Thomas auf alle Fälle vermissen, kein Thema. Er war ein großer Teil von uns, ja – aber er hat sich entschieden und es ist so.

SGO: Diese Entscheidung ist ihm mit Sicherheit nicht leicht gefallen, aber es ist eben sehr schwierig für jemand, der Familie und Job hat, dann auch noch genügend Zeit für eine Band zu haben…


Georg: Ja, ja klar.

SGO: Ganz wichtig für ein Album ist auch sein Artwork, denn die CD braucht natürlich auch ein schickes und ansprechende Äußeres. Wie und wo findet ihr dann eure Motive dafür? Sprecht ihr da Designer gezielt an und sagt, so das ist unser Thema, nun mach was draus, oder schaut ihr euch auf dem Markt erst einmal um und sagt, ja, das könnte uns gefallen. Wie geht ihr da ran? Das wirklich geniale Artwork für “War Of Ages“ stammt von Seth Siro Anton. Wie kamt ihr auf ihn?

Georg: Na ja, du siehst ja natürlich Arbeiten der anderen Bands, klarerweise… und bei uns war es so, das erste Album beispielsweise “Words Untold & Dreams Unlived“ hat der selbe Künstler gemacht, der jetzt auch das Artwork für “War Of Ages“ gestaltet hat. Wir hatten von ihm Arbeiten von anderen Bands gesehen und hatten ihn dann angeschrieben. Das ist eben dieser Seth Siro, wie er sich nennt. Er ist ein Grieche, spielt selber in einer Band, “Septicflesh“, zwar eine andere Richtung, aber er versteht es einfach perfekt, so diese Mischtechnik, die uns sehr gut gefällt, zu praktizieren. Also d. h., er zeichnet wirklich, er malt mit Öl und allem drum herum und bearbeitet es dann natürlich mit Photoshop usw. nochmal nach – also er macht so ein Composing. Und uns ist es einfach wichtig, dass wir für Serenity jetzt nicht – “Death & Legacy“ ist vielleicht ein bisschen aus dem Rahmen gefallen – aber uns war es immer wichtig, dass wir nicht die komplett-extrem-Kitsch-Cover haben. “Death & Legacy“ okay, geb ich zu, das war eher in die Richtung Kitsch, aber das wollten wir damals auch so, diese Richtung, aber alle anderen - es soll sehr edel, bombastisch und künstlerisch schon sehr hochwertig sein.

SGO: Die Arbeiten von Seth Siro Anton sind ja auch echt genial. Ich schau selbst ab und zu bei ihm rein. Kamelot hat sich ja seiner auch schon bedient.

Georg: Ja – wobei das Lustige daran ist, weil dann ja quasi der Verdacht wieder aufkommt, wir hätten denselben genommen, den Kamelot genommen hat, aber es war genau umgedreht.

SGO: Ihr hattet schon eher etwas von ihm.


Georg: Ja genau, es war genau umgekehrt. Auch mit Stefan Heilemann z.B., der jetzt die letzten beiden Kamelot-Sachen gemacht hat, also die “Haven“, die Neue und auch die davor. “Death & Legacy“ beispielsweise ist davor entstanden, 2011 – und das war Heilemann. Also – es ist schon auch öfters mal in die andere Richtung gegangen. Wobei, der Pool ist nicht so groß. Es gibt in dieser Szene vielleicht 5 oder 6 Künstler, die wirklich im Geschäft sind, die sich auf das spezialisiert haben, mehr gibt’s da nicht.

SGO: Also eine Marktlücke… ;)

Georg: Ja… obwohl, das Budget ist da ja auch nicht immer so riesig. Also wirklich davon leben zu können, ist sehr schwierig.

SGO: Es gibt einige Songs wie “Velatum“, “Fairytales“ oder “Serenade Of Flames“, die spielt ihr eigentlich immer, die fehlten bisher auf keiner oder kaum einer eurer Setlisten. Das sind so eine Art Pflichtsongs, die gehören einfach zu einer Show von euch. Jetzt gibt es euer letztes Album “War Of Ages“ - welcher Song oder welche Songs von diesem Album werden sich jetzt in diese Liste der Pflichtsongs mit einreihen? Ich denke “Legacy Of Tudors“ wird dazu gehören, denn diesen Song spielt ihr sehr oft.

Setliste: Telfs
Foto: Serenity Germany Official
 
Fabio: Unsere Setlisten werden sich natürlich immer wieder mal verändern und auch auf dieser Tour ändert sie sich. “War Of Ages“  war auf unseren vergangenen Setlisten wesentlich dominanter, aber jetzt vor dem Erscheinen des neuen Albums mischen wir die Songs mehr – aber ich denke, “Matricide“, “Legacy Of Tudors“ werden immer dabei sein und auch “Royal Pain“ ist ein toller Song.

Georg: Wie Fabio schon sagt, diese Tour, die wir jetzt spielen, natürlich haben wir noch kein neues Album, aber man kann jetzt auch nicht davon ausgehen, dass es nach wie vor DIE “War Of Ages“ Tour ist, und deshalb haben wir auch die Freiheit durchaus zu mischen. Wir versuchen schon, von jeder CD Songs reinzubringen. Auch heute wieder - wir haben was von unserem Debütalbum drauf, wir haben etwas von “Fallen Sanctuary“ dementsprechend dabei, wir haben von der “Death & Legacy“ was dabei und wir haben ein paar “War Of Ages“ Songs dabei und es kristallisieren sich natürlich mit der Zeit die Livesongs raus und die anderen sind dann halt eher die CD-Songs oder Studiosongs – und bei “Legacy Of Tudors“ sind einfach die Reaktionen dementsprechend enthusiastisch, oder auch  “Velatum“ usw.. Das sind so gewisse Songs… bei anderen Bands, keine Ahnung, Iron Maiden z.B. muss immer “Run To The Hills“ spielen, weil sonst ist man enttäuscht, und AC-DC müssen “Highway To Hell“ spielen – ohne jetzt unsere Songs gleich mit diesen Klassikern zu vergleichen, aber es gibt einfach Songs, die sich die Leute wünschen und die dementsprechend dann auch live angenommen werden. Das wird auch weiterhin so bleiben. Bei unseren den letzten beiden Touren, den “War Of Ages“ Headliner-Touren, die Erste 2013 und die von 2014, da haben wir weitaus mehr Song von der “War Of Ages“ gespielt, da waren es 6 Songs vom aktuellen Album. Und jetzt natürlich, 2 Jahre danach, kann man da schon wieder ein bisschen mischen.



***

Fortsetzung folgt... ;)

 

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